2. Oktober

Foto: Johannes Beleites

Ab Freitag, dem 29. September, verstärkte die Leipziger Volkszeitung im Auftrag der SED-Bezirksleitung ihre Angriffe gegen die Friedensgebete. Unter der Überschrift "Wir wollen weiter in Ruhe und Geborgenheit leben" wurden die ersten der bestellten Leserbriefe abgedruckt. All diese "offensiv-politischen Maßnahmen" der SED gingen jedoch an den eigentlichen Ursachen der Unzufriedenheit vorbei. Am 2. Oktober zogen bereits 20.000 Personen auf dem Leipziger Ring entlang, vorbei am Hautbahnhof zum Kaufhaus "Konsument". Auf dem Tröndlinring versuchte eine Polizeikette den Demonstrationszug aufzuhalten.
Diese Kette wurde durchbrochen und die Menschen zogen weiter über den Ring vorbei an der Stasi-Bezirksverwaltung, der "Runde Ecke", bis hin zur Thomaskirche. Als die nun noch ca. 2.000 Demonstranten wieder in die Innenstadt zurückkehren wollten, kam es erstmals zum Einsatz von Spezialeinheiten der Polizei mit Hunden und sogenannter Sonderausrüstung (Helm, Schild etc.) - ein in der Stadt Leipzig bis dahin nie gesehener Anblick. Es wurden wieder viele Beteiligte festgenommen.
Am 6. Oktober versuchte die SED mit der Ankündigung einer "chinesischen Lösung" die Menschen massiv einzuschüchtern. Mit dem bestellten Leserbrief eines Leipziger Kampfgruppenkommandeurs drohte die Partei- und Staatsführung am Vorabend des 40. Jahrestages der DDR, daß sie bereit wäre, auch Waffen gegen das eigene Volk einzusetzen. In der Leipziger Volkszeitung, dem Organ der SED-Bezirksleitung, hieß es: "Wir sind bereit und Willens, das von uns mit unserer Hände Arbeit Geschaffene wirksam zu schützen, um diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muß mit der Waffe in der Hand."
Auch im Nachbarbezirk Dresden spitzte sich die Lage zu. Am 3. Oktober waren die Grenzen zur CSSR geschlossen worden. Am 4. und 5. Oktober fuhren die Züge mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag durch Dresden in die Bundesrepublik. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen.

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