25. Sept.

Foto: Johannes Beleites

Die weit über 1.000 Besucher des Friedensgebetes am 11. September sahen sich beim Verlassen der Nikolaikirche mit dichten Polizeiketten konfrontiert. Der Nikolaiplatz war hermetisch abgeriegelt. Polizei und Staatssicherheit führten 89 Personen zu, die teilweise bis zur Amnestie im Oktober in Haft bleiben mussten. Per Strafbefehl wurden Ordnungsstrafen bis zu 5.000 M ausgesprochen. Bereits eine Woche später, am 18. September, war die Nikolaikirche zum Friedensgebet nahezu überfüllt. Wieder zog die Polizei in dichten Sperrketten um die Kirche auf und nahm erneut Verhaftungen vor.
Erich Honecker, der sich nach längerer Krankheit Ende September zum Dienst zurückmeldete, wies am 22. diesen Monats die 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen fernschriftlich an, "daß diese feindlichen Aktionen im Keime erstickt werden müssen, daß keine Massenbasis dafür zugelassen" werden dürfe. Außerdem sei Sorge dafür zu tragen, "daß die Organisatoren der konterrevolutionären Tätigkeit isoliert werden".
Drei Tage später, am 25. September, beteiligten sich an der Montagsdemonstration in Leipzig schon über 5.000 Menschen, die Reformen und die Zulassung des Neuen Forums forderten, das am gleichen Tag vom Ministerium des Innern verboten worden war. Pfarrer Christoph Wonneberger schloss seine Predigt mit den Worten: "Wir können auf Gewalt verzichten". Nach der Andacht strömten die Menschen nach draußen und sahen sich Polizeiketten gegenüber, die die Straßen zum Markt in der Innenstadt sperrten. So zog die Menge zum Karl-Marx-Platz, vereinigte sich mit den in den Nebenstraßen Wartenden und demonstrierte auf dem Leipziger Ring bis zum Konsument, ohne dass es zu einem Eingriff der Polizeikräfte kam.
Vor der "Runden Ecke", dem Gebäude der Staatssicherheit, kehrten die Demonstranten ohne äußeren Anlass um und liefen zurück zum Hauptbahnhof. Man wollte wohl einer möglichen Konfrontation mit der Stasi aus dem Weg gehen und Friedfertigkeit zeigen.

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